Bones im Einsatz : Die Boeing B-1B Lancer ist noch immer erste Wahl (2024)

Die B-1B Lancer gestern, heute und morgen

Ursprünglich war die B-1 als schneller, tieffliegender Bomber gedacht, der seine Atombomben über große Reichweiten ins Ziel bringen sollte. "Heute ist es das genaue Gegenteil", weiß Brigadegeneral Gentry Boswell, Kommandeur des 28th Bomb Wing in Ellsworth Air Force Base. Die "Bone" (B One) wird ausschließlich für Einsätze mit konventionellen Waffen verwendet. "Als ich vor knapp 20 Jahren auf die B-1B umschulte, konnten wir eine 910-Kilo-Bombe aus zehn Meilen Entfernung in einen Hinterhof werfen. Heute können wir mit derselben Waffe auf die doppelte Distanz die Türklinke einer Haustür treffen", illustriert Boswell die Fortschritte, die bei der Einsatzfähigkeit seither gemacht wurden.

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Angesichts der Spannungen mit Nordkorea schickten die USA ihre B-1B-Bomber in jüngster Zeit mehrfach zu Übungsflügen nach Südkorea und Japan (hier mit F-15J der Koku Jieitai).

Stetige Weiterentwicklung

"Über viele Jahre wurden schrittweise Verbesserungen eingeführt", erklärt Lt.Col. Seth Spanier, Kommandeur der 34th Bomb Squadron. "Jetzt kommt mit dem Sustainment Block 16 ein vergleichsweise revolutionäres Upgrade. Es vereinfacht die Arbeit im co*ckpit und die Zusammenarbeit der vierköpfigen Crew insgesamt, sodass die Gefahr einer Überlastung nicht mehr gegeben ist. Auch der Datenaustausch mit anderen Plattformen ist deutlich verbessert."

Vielseitiges Flugverhalten

Im Rahmen des SB-16-Modernisierungsprogramms wurden unter anderem vier Farbbildschirme im co*ckpit eingebaut, die alte Monochrom-Displays ersetzen. Dazu kommen ein voll integrierter Datenlink, digitale Karten, eine vereinfachte Datenanzeige und ein zentrales Testsystem, das die Arbeit der Wartungsmannschaft sehr erleichtert. "Neue Piloten beherrschen die B-1B nun sehr viel schneller", sagt Spanier, obwohl sich an den Einsatzszenarien und am Flugverhalten nichts geändert hat. "Ich liebe die Schubkraft und die Manövrierfähigkeit", so Spanier. Dabei ist es so, als ob es der Pilot vom Flugverhalten her mit drei unterschiedlichen Flugzeugen zu tun hat: "Eines im Reiseflug in großer Höhe mit den Flügeln voll nach vorn geschwenkt, eines im Tiefflug mit voll gepfeilten Tragflächen und eines mit ausgefahrenem Fahrwerk bei Start und Landung."

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United States Air Force

Im Rahmen des SB-16-Modernisierungsprogramms wurden im co*ckpit vier große Farbbildschirme eingebaut, die veraltete Monochrom-Displays ersetzen.

Sensorpods und vielseitige Waffensysteme

Ein wesentlicher Fortschritt für die "Bone" war die Einführung des Zielsuchbehälters Sniper im Jahr 2008. "Heute haben wir die Version Sniper XR mit verbesserten Sensoren, die eine höhere Auflösung und Fähigkeiten im Einsatz über See bieten", erläutert Spanier, der inzwischen über 2700 Stunden Erfahrung in der B-1B verfügt. Was die Waffen betrifft, so wurden die AGM-158B JASSM-ER (maximal 24) und die GBU-54 Laser JDAM eingeführt. Ganz neu ist auch die AGM-158C LRASM mit hoher Reichweite. "Heute sind die 910 Kilogramm schwere GBU-31, die 225 Kilogramm schwere GBU-38 und die GBU-54 unsere Hauptwaffen", erklärt Spanier. "Künftig soll mit der BRU-56-Bombenaufhängung die Small Diameter Bomb hinzukommen, und wir können dann insgesamt 48 der 225-kg-Bomben tragen."

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United States Air Force

Luftbetankung ist für die B-1B-Crews Routine. Der Tankstutzen ist direkt vor den co*ckpitfenstern.

Modernisierung geht weiter – trotz Nachfolgeplänen

Weitere Verbesserungen der Systeme wurden mit dem 2017 eingeführten Sustainment Block 17 realisiert. 2023 wurden dann die Tests des SB-18 (Sustainment Block) abgeschlossen, ein großes Software-Update, das unter anderem die Sensornutzung vereinfachen soll. Weitere Upgrades laufen im Rahmen des BEAST-Programms. Die Flugtests begannen im September 2023. Auch wenn die Ablösung der B-1B und B-2A durch die B-21 beschlossene Sache ist, wird der Schwenkflügel-Bomber noch viele Jahre benötigt. Seit 2001 "sind wir ständig bei Einsätzen dabei", stellte Brigadegeneral Gentry Boswell fest. Gerade im Nahen Osten "haben wir eine Menge Arbeit geleistet. Allein von Juli 2015 bis Januar 2016 hat die 37th Bomb Squadron zum Beispiel die Rekordzahl von 5037 Bomben abgeworfen." "Im CENTCOM-Einsatzgebiet flogen wir oft als Teil großer Kräftepakete mit bis zu 50 Flugzeugen aus verschiedenen Ländern", sagt Captain "Gut" David, einer der Piloten der Tiger-Staffel. "Flüge dauerten zehn bis zwanzig Stunden." Die B-1B wurde dabei auch für die Luftnahunterstützung verwendet.

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United States Air Force

Nach Afghanistan war die B-1B auch häufig im Nahen Osten im Einsatz.

Hohe Einsatzfrequenz benötigt viel Personal

Das hohe Einsatztempo blieb nicht ohne Auswirkung auf die Verfügbarkeit der B-1B. "Beide Staffeln haben einen fantastischen Job gemacht, wenn man die begrenzten Ressourcen bedenkt", lobt Brigadegeneral Boswell. "Genügend Personal zu haben ist die größte Herausforderung. Es gibt in der gesamten Air Force einen Mangel an Crews, und auch wir haben deutlich zu wenige Piloten und Waffensystemoffiziere." Boswell hofft, dass mit mehr Geld auch die Ersatzteilversorgung verbessert wird. Von der Infrastruktur her bietet Ellsworth gute Voraussetzungen: "Der Powder River Training Complex wurde gerade erweitert, nun haben wir den größten militärischen Luftraum des Landes", so Boswell. Damit ist der 28th Bomb Wing für unterschiedlichste Szenarien gerüstet. "Nach einem Jahrzehnt mit Schwerpunkt CENTCOM (Nahost und Afghanistan) rücken nun wieder Europa und der Pazifik in den Fokus", erklärt Boswell. "Wir können überallhin auf der Welt verlegen, das gibt uns eine globale Perspektive."

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Ted Carlson

Ob in Europa, Nahost oder über dem Pazifik, der 28th Bomb Wing von der Ellsworth AFB ist seit Jahren mit seinen B-1B-Schwenkflüglern weltweit unterwegs.

Die Geschichte der Boeing B-1B Lancer

Bereits 1962 begann die US Air Force mit Studien für einen neuen Langstreckenbomber als Ersatz für die B-52. Diese führten 1965 zum Konzept eines Advanced Manned Strategic Aircraft (AMSA). Das AMSA sollte in niedriger Höhe in den gegnerischen Luftraum eindringen. Im November 1969 folgte dann die formelle Ausschreibung, an der sich Boeing, General Dynamics, North American und Rockwell beteiligten.

Erfolgreicher Erstflug – dann Programmstopp

Der Entwurf von Rockwell wurde im Juni 1970 als Sieger ausgewählt und General Electric mit der Entwicklung des zugehörigen F101-Turbofans beauftragt. Ende 1972 begann im Werk Palmdale in Kalifornien der Bau. Die erste B-1A wurde am 26. Oktober 1974 der Öffentlichkeit vorgestellt. Den Erstflug führten C. Bock, E. Sturmthal und R. Abrams am 23. Dezember 1974 durch. Zwei weitere Prototypen folgten 1976, bevor der neue Präsident Jimmy Carter das mit 244 Flugzeugen geplante Produktionsprogramm im Juni 1977 auf Eis legte. Er setzte mehr auf Marschflugkörper und Interkontinentalraketen.

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United States Air Force

Ein regelmäßiger Einsatzort ist die Andersen AFB auf Guam, wo sich die B-1B aus Ellsworth mit Lancern aus Dyess und B-52 sowie B-1B ablösen.

Teuerste Anschaffung der USAF bis dahin

Die Erprobung lief allerdings weiter, was nach der Wahl Ronald Reagans eine Wiederaufnahme des Programms ermöglichte. Reagan kündigte am 2. Oktober 1981 den Kauf von 100 Flugzeugen an, als Zwischenlösung bis zur Verfügbarkeit des damals noch streng geheimen Stealth-Bombers B-2. Die jetzt als B-1B bezeichnete Maschine wurde im Gegensatz zu den B-1A vereinfacht, um die Programmkosten bei 20,5 Milliarden Dollar zu halten, was trotzdem die größte Ausgabe der USAF bis dahin bedeutete. Auf Mach-2-Leistungen verzichtete man, um zum Beispiel die Lufteinläufe für eine geringe Radarrückstrahlfläche zu optimieren. Insgesamt soll die B-1B nur etwa ein Hundertstel der Rückstrahlfläche der B-52 haben.

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Ted Carlson

Mit voll geschwenkten Tragflächen (Spannweite dann 24,07 Meter) erreicht die B-1B auch in niedrigen Höhen eine Maximalgeschwindigkeit von Mach 1.2.

Schnelle, aber problematische Einführung

Die erste B-1B flog am 18. Oktober 1984 in Palmdale. Schon im Juni 1985 begannen die Lieferungen an das Strategic Air Command. Die Einsatzbereitschaft wurde im Oktober 1986 erreicht. Die letzte B-1B rollte am 20. Januar 1988 aus der Montagehalle. Zunächst verteilte das SAC die B-1B als Teil des nuklearen Abschreckungspotenzials auf die Basen Dyess, Ellsworth, Grand Forks und McConnell. Später wurden sie dann auch dem Air Intervention Wing in Mountain Home sowie Air-National-Guard-Staffeln in McConnell und Robins zugeteilt. Die Einführung der B-1B war mit erheblichen Problemen insbesondere beim elektronischen Selbstschutzsystem und bei den Triebwerken verbunden, was lange Zeit zu niedrigen Klarstandsraten führte.

Von Atom- zu konventionellen Waffen

Nach dem Ende des Kalten Kriegs folgte dann eine Umorientierung der Flotte auf konventionelle Einsätze. Es wurde ab 1994 ein in mehrere Blöcke gegliedertes Conventional Munitions Upgrade Program (CMUP) aufgelegt. Dieses kostete bis zur Lieferung der letzten auf Block-E-Standard gebrachten B-1B im September 2006 etwa 2,7 Milliarden Dollar. Avionikanpassungen dienten vor allem dazu, den Einsatz neuer Waffensysteme zu ermöglichen. Mit diesen Waffen und der größten Zuladungskapazität der US-Bomber entwickelte sich die B-1B zu einem gefragten Muster bei den Kriegen im Kosovo, gegen den Irak oder in Afghanistan. Deshalb liefen auch nach Abschluss des CMUP diverse Modernisierungsprogramme. Eines der wichtigsten war die Montage des Sniper-ATP-Zielbehälters an einer der vorderen Laststationen. Damit kann die B-1B nun als Luftnahunterstützungs-Flugzeug mit großer Ausdauer und hoher Präzision verwendet werden. Derzeit liegt das Hauptaugenmerk darauf, die reduzierte Flotte der Schwenkflügler bis zur Verfügbarkeit der B-21 effektiv und sicher in Dienst zu halten. Unter anderem werden die Pläne digitalisiert und Ermüdungsversuche sollen eventuelle Schwachstellen aufdecken.

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Indian Air Force

Die B-1B-Flotte wurde zuletzt deutlich auf knapp 45 Flugzeuge reduziert.

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